Madagaskar II - Die Geschichte
Die Geschichte eines Dorfes...
Unser Partner vor Ort und die Vernetzung des Projektes
Wir haben das große Glück, dass wir mit Romain Rabearisoa, der aus Madagaskar kommt, seit über 20 Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit pflegen. Dank eines langen Deutschlandaufenthaltes spricht er gut Deutsch und ist in beiden Ländern sehr gut vernetzt. Er ist Mitinitiator der Partnerschaft zwischen der Ev. luth. Gemeinde Beravina in seiner Heimatstadt Fianarantsoa und der Ev. Markuskirchengemeinde Düsseldorf und hat als Dozent an der Uni Fianarantsoa mit seinen Studenten und mit den ehemaligen Studenten bei der Gründung der Association des Jeunes Pour la Promotion de l’Energie Renouvelable (AJPER) im Jahr 2013 wesentlich mitgewirkt. In den vergangenen Jahren wurden partnerschaftliche Kontakte zwischen den Studenten der Hochschule Düsseldorf, dem Franz-Jürgens-Berufskolleg Düsseldorf, der Arbeitsloseninitiative adw in Bielefeld und den Studenten und Absolventen der Uni in Fianarantsoa aufgebaut und gepflegt. Seitdem der Gründer dieser Initiative, Bernd Blaschke, von Düsseldorf nach Köln gezogen ist, haben wir auch Freunde und Unterstützer aus der Repaigruppe im Clouth-Viertel in Köln-Nippes.
Die Anfänge …
Unser Partnerschaftsdorf Andalamengoke im tiefen Süden von Madagaskar ist ein Pionierdorf, denn seine Bewohner*innen wurden vor etlichen Jahren dort angesiedelt, nachdem das alte Dorf abgebrannt war und hier ein Neuanfang auf einer durch Brandrodung frei gewordenen Fläche nahe des Zombitse Nationalparks gewagt wurde. Die Unterstützung der Dorfgemeinschaft auf vielfältige Weise gelang durch Romain Rabearisoa, der auf der Suche nach einem Stück Land für seinen Altersruhesitz hier landete.
Warum gehen die Kinder nicht zur Schule?
Anstatt sich mit dem Bau seines kleinen Häuschens zu beschäftigen, trieb Romain erst einmal die Frage um, warum die Kinder nicht in die Schule gehen. Der Grund war schnell gefunden: Die Schule befindet sich im Nachbardorf etwa 5 km entfernt und die Eltern waren der Meinung, dass nicht nur der Weg zu weit sei und die Kinder auch besser im Haushalt aufgehoben seien. Dort könnten sie sich auf vielfältige Weise nützlich machen: Wasser holen, Brennholz sammeln und auf die Tiere aufpassen.
Überzeugungsarbeit und der Aufbau einer Schule in Andalamengoke
Die Diskussion mit den Eltern zog sich über zwei Jahre, bis die ersten zu einem Versuch einwilligten und so begann es 2001 mit einer Schulstunde im Freien. Die Kinder waren begeistert, die Eltern nur mäßig, denn viel Arbeit blieb liegen und die Kinder mußten nach der Schule oftmals ihre Hausarbeiten nachholen.
Aber die Schule machte Fortschritte und die Eltern profitierten von den Kenntnissen ihrer Kinder. Die Schule musste erweitert werden, da nach der 6-jährigen Grundschule eine Oberstufe (Collèges) erforderlich wurde. Einen großen Schub gab es durch die Schulkantine, denn das Schulessen ist kostenlos und für viele Kinder ist ein warmes Essen nicht selbstverständlich. Mit dieser Maßnahme hat sich die Zahl der Schulbesucher fast verdoppelt und jetzt gibt es nur noch wenige Analphabeten im Dorf. Eine weitere Attraktion für die Kinder ist die Schulbücherei, die sowohl Schulbücher umfasst als auch Bücher und Spiele für jede Altersgruppe. Zudem wurde etwas außerhalb des Dorfes ein Brunnen angelegt und von dort aus eine Wasserleitung zur Schule verlegt, sodass die Kinder nun frisches Wasser haben. Auch eine Toilettenanlage wurde errichtet.
Fahrräder für die Schulkinder
Um den Kindern aus dem Nachbardorf den Schulbesuch des Collèges zu erleichtern hat die Umweltgruppe an der evang. Thomaskirche in Düsseldorf etwa 20 Fahrräder gesammelt, diese wieder auf Vordermann gebracht und mittels eines Containers nach Andalamengoke bringen lassen. Dies geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Bevölkerung die eigentlich auf dem Markt sehr billige Fahrräder aus China erwerben konnte – die aber auch schon nach wenigen Wochen nicht mehr so recht funktionierten. Die gebrauchten und z.T. uralten Räder aus Deutschland fahren heute noch und lassen sich sogar reparieren, da die meisten Teile aus Metall gefertigt sind.
Landwirtschaft in Anlalamengoke ist harte Arbeit
Wichtigste Erwerbsquelle ist die Landwirtschaft, d.h. Bewirtschaftung der Felder mit Maniok (wächst immer), Tomaten, Bohnen, Wassermelonen und an den Bäumen wachsen Mango und Papaya. Um die Felder zu bewirtschaften, werden mit dem Pflug Furchen in den Boden gezogen und darin das Saatgut eingestreut. Das ist Knochenarbeit und wohlhabende Bauern besitzen einen Ochsen für diese Arbeit am Pflug. Die allermeisten können sich einen Ochsen nicht leisten. Durch die Unterstützung von Engagement Global hat das Dorf Andalamengoke Geld für zwei Ochsen, einen Wagen und einen Stall zur sicheren Unterbringung erhalten. Diese Maßnahmen erleichtern die landwirtschaftliche Arbeit seitdem erheblich.
Durch Vernetzung werden neue Anbau- und Verarbeitungsmethoden erprobt
Aktuell ist die Dorfbevölkerung mit dem Landwirtschaftsprojekt beschäftigt im Mittelpunkt des Interesses stehen zwei Felder, auf denen neue Anbau- und Verarbeitungsmethoden erprobt werden, z.B. Kompostierung oder Agroforestry. Die Ernte, neben Maniok auch Mais, Erdnüsse oder Wassermelonen, wird an die Schulküche geliefert und für das Obst werden ganz neue Verarbeitungsmethoden erprobt, z.B. die Trocknung mittels eines Solartrockners oder die Saftproduktion. Ziel ist, Armut und Hunger der Dorfbevölkerung von Andalamengoke zu reduzieren, die gesundheitliche Situation durch Ernährungssicherheit und Ernährungsvielfalt zu stärken und durch weitere Maßnahmen die wirtschaftliche Situation der Familien zu verbessern.
Aufforstung im Nationalpark Zombitse
Fast nebenbei wird aufgeforstet, der benachbarte Nationalpark braucht dringend eine Auffrischung. In den letzten Jahren sind durch permanente Abholzung (im kleinen Stil für den eigenen Gebrauch) erhebliche Schäden entstanden und die Dorfbevölkerung führt durch die Wiederaufforstung auf diesem Wege Wiedergutmachung durch. Es ist erst ein Anfang, viele ha sind noch kahl und warten auf Wiederaufforstung, auch außerhalb des Nationalparks. Hierzu werden regelmäßig Aufräummaßnahmen in den Wäldern durchgeführt und für die Brandbekämpfung wurde Ausrüstung in Form von Handschuhen, Jacke, Hosen und feuerfesten Schuhen beschafft.
Schule fertig – und was dann?
Ein Problem ist, dass die Dorfjugendlichen nach dem Schulbesuch keine Arbeit finden und in die Stadt abwandern. Gedacht ist an eine Ausbildung zum Tischler, denn Fenster, Türen, Dächer und Möbel werden immer gebraucht und Holz ist verfügbar. Ein Meister führt halbtags Ausbildungskurse für die Schulabgänger durch.
Frauen-Kunstgewerbegruppe und was daraus entstehen soll …
Von den Ausbildungskursen angesteckt, haben sich einige Frauen zu einer Kunstgewerbegruppe zusammengefunden und fertigen unter Anleitung einer Trainerin aus dem Dorf aus Gräsern Decken, Teppiche und Hüte an.
Die Tischlergruppe und die Frauen-Kunstgewerbegruppe wollen ihre Produkte an die vorbeifahrenden Touristen und Einheimische verkaufen und hierzu soll ein Verkaufspavillon an der Hauptstraße errichtet werden. Hier sollen neben den hergestellten Produkten auch Snacks und Getränke an die Autofahrer und Reisende verkauft werden. Nicht neu ist der Gedanke, den Tourismus weiter auszubauen und neben den landestypischen Attraktionen auch Ökotourismus anzubieten in dem Sinne, dass Helfen und Mitmachen zu den Urlaubsaktivitäten gehört. Schließlich wollen wir das Aufforstungsprojekt zu einem Kompensationsprojekt ausbauen.
Austausch für junge Menschen
In diesen zwei Jahrzehnten haben Gruppen von Schülern, Studenten, Lehrlingen und Technikern aus NRW für jeweils mehrere Wochen in dem Projekt engagiert und bei vielen Baumaßnahmen Hand angelegt.
Seit 2022 werden einige der Sozialprojekte in Andalamengoke von DAKO e.V. betreut